Wie alles begann

 

Pfarrer Jesudason Thomas, der aus der südindischen Diözese Kottar, im Bezirk Tamil Nadu stammt, war neun Jahre lang, von 1994 bis 2003, zusammen mit Diakon Sebastian Lenz, Leiter unseres Pfarrverbands Aufkirchen. In dieser Zeit hat er immer wieder von der Situation der Menschen in seiner südindischen Heimat erzählt. Er berichtete über deren Alltag, deren Nöte und besonders über deren Armut und die damit verbundenen Überlebenskämpfe, unter denen dort besonders die Kinder leiden.

Die Lage vor Ort

Die Menschen in dieser südlichsten Region Indiens leben vor allem vom Fischfang. Die Männer fahren z.T. mit abenteuerlichen, selbst gezimmerten Schiffen auf das oft stürmische Meer, um mit dem meist spärlichen Fang ihre Familien zu versorgen. In besonders armen Familien müssen auch die Kinder bereits mithelfen, das Familieneinkommen zu sichern.
Diesen Kindern ist es dann nicht möglich, eine Schule zu besuchen.

 

Viele Eltern haben nicht das Geld, das für die Schulkleidung, den Schulweg und für Lernmaterial selbst bezahlt werden muss. Schulkleidung ist in Indien nötig, da auf diese Weise soziale Unterschiede, die immer noch durch das dortige Kastenwesen entstehen, „unsichtbar“ werden und vor Ausgrenzung schützen.

 

 

Die ersten Hilfen ...

Aus diesen Erzählungen heraus ist dann hier bei einigen Gemeindemitgliedern das Bedürfnis zur Unterstützung entstanden. Zusammen mit Pfarrer Jeremias, der aus derselben Diözese Kottar stammt und jährlich als Urlausvertretung nach Bayern kommt, wurden die ersten Patenschaftsverträge erarbeitet. Mit nur zehn Euro im Monat ist es möglich, für ein besonders bedürftiges Kind den Schulbesuch zu ermöglichen. So haben sich immer mehr Pateneltern gefunden, die im fernen Indien mit ihrer Unterstützung ein Kind fördern und so Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Durch Schulbildung ist die Wahrscheinlichkeit, selbst wieder ein Leben in Armut zu verbringen, deutlich geringer.

Im Dezember 2004 brachte der Tsunami großes Unheil über diese Region. Da viele Fischerfamilien in einfachsten Häusern aus Palmzweigen in Strandnähe wohnten, gab es für viele keine Rettung. In unserem Pfarrverband kam es daraufhin zu einer sehr großen Spendenaktion. Bereits zwei Wochen nach dem großen Unglück konnte dem damaligen Bischof der Diözese Kottar ein Scheck über 58.280,- Euro überreicht werden. Auch in den Wochen danach kam es noch zu einer weiteren Spendenbereitschaft, sodass damals eine Gesamtunterstützung von fast 100.000,- Euro möglich wurde. Diese Geldspenden wurden vorwiegend für Soforthilfe verwendet. Neben den Toten wurden auch viele Menschen z.T. schwer verletzt. Da die meisten sich auch keine Krankenversicherung leisten können, müssen sie ihre medizinischen Behandlungen selbst bezahlen.

... und wie sie ankommen

Das Ausmaß der Bedürftigkeit wurde zunehmend deutlicher. Auch durch Reisen von Mitgliedern aus unserem Pfarrverband in die Diözese Kottar, ermöglicht durch Einladungen unseres ehemaligen Pfarrers Jesudason, von Pfarrer Jeremias und des dortigen Bischofs, konnte man die berichteten Situationen mit eigenen Augen sehen. Besonders die Situation der ausgegrenzten Leprakranken und der Dalits, die sog. Unberührbaren, die niedrigste Kaste Indiens, machte tief betroffen. Auch das Zusammentreffen mit den Patenkindern und die erlebte Dankbarkeit für die geleistete Hilfe zeigte, dass nicht nur das Geld alleine als segensreich gesehen wurde, sondern auch die gezeigte Zuneigung und die Zeichen der Solidarität mit den dort lebenden Armen. Da es in dieser südlichsten Region Indiens kaum Tourismus gibt, gibt es auch nur wenig Botschafter für die besondere Not dieser Leute.

 

Durch die Reiseberichte und die „offenen Ohren und Herzen“ in unserem Pfarrverband kam es zunehmend auch zu hilfreichen Einzelspenden. Inzwischen gibt es ca. 300 Patenschaften, die immer unentgeltlich und ohne Abzug von Gebühren von unserem Pfarrbüro bearbeitet wurden.

 

Der Verein „Kinderpatenschaften Südindien e.V.“

Ab ca. 2012 war die Grenze der Belastbarkeit erreicht und Diakon Sebastian Lenz regte an, zum Erhalt der Indienhilfe, einen gemeinnützigen Verein zu gründen. Dies wurde dann am 08.01.2014 in die Tat umgesetzt. Herr Lenz übernahm den Vorsitz. Die Gemeinnützigkeit des Vereins gewährleistet weiterhin, dass jeder gespendete Cent ohne Abzüge den Empfänger erreicht.